Donnerstag, 16. Juni 2011

Heinrich Weber - Sozial- und Caritaswissenschaftler in einer Zeit des Umbruchs

 Heinrich Weber - ein Pionier der Sozialen Arbeit


Manfred Hermanns: Heinrich Weber. Sozial- und Caritaswissenschaftler in einer Zeit des Umbruchs. Leben und Werk (= Studien zur Theologie und Praxis der Caritas und Sozialen Pastoral, Bd. 11). Würzburg: Echter. 238 Seiten. € 19,90 (D), CHF 35,40. ISBN 3-429-01971-0

Heinrich Weber (1888 - 1946) entwarf eine wegweisende praxisorientierte Theorie der Sozialen Arbeit und Caritas. Er trug entscheidend zur Professionalisierung und Verwissenschaftlichung Sozialer Arbeit bei. Zudem hat er Akzente in Sozial- und Wirtschaftsethik gesetzt.

Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler und Theologe war Nachfolger des Sozialpolitikers Franz Hitze auf dem ersten deutschen Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftslehre an der Universität Münster und Vorgänger von Joseph Höffner. Er hat in der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät wie in der Katholisch-Theologischen Fakultät gelehrt. Als Direktor des Instituts für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften hat er für vielfältige Reformen in einer berufsorientierten Aus- und Fortbildung gesorgt.
Die Originalität und Vielseitigkeit Webers erweist sich in seiner einmaligen Verknüpfung von Wirtschaftswissenschaft, Sozialethik, Soziologie, Wohlfahrtskunde (Sozialarbeitswissenschaft) und Caritaswissenschaft.
In leitenden Funktionen des Deutschen Caritasverbandes hat er organisatorisch den Ausbau der Caritas gefördert und zusammen mit seinem Freud Benedict Kreutz, dem Präsidenten des Deutschen Caritasverbandes, entscheidend dazu beigetragen, dass der Deutsche Caritasverband die Zeit 1933 - 1945 überlebt hat. Er hat die Grundlagen für eine moderne wirtschafts- und sozialwissenschaftlich fundierte Caritaswissenschaft gelegt. 
Für die Nationalsozialisten war er ein Vertreter des „verhaßten Systems“ und wurde von ihnen als Professor nach Breslau zwangsversetzt und unter ständige Aufsicht der Geheimen Staatspolizei gestellt. 
Als Mitbegründer und erster Direktor der Sozialforschungsstelle Dortmund hat er nach 1945 den neubelebten Sozialwissenschaften erste weichenstellende Impulse verliehen

Autor: Manfred Hermanns, Dr. phil., Studium der Soziologie, Theologie, Christlichen Sozial-wissenschaften, Philosophie, Geschichte an den Universitäten Bonn,, Wien, Münster. Professor für Soziologie an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Fakultät Wirtschaft und Soziales, Verfasser mehrerer Bücher und zahlreicher Artikel in Fachzeitschriften zur Soziologie, Sozielethik, Geschichte der Sozialen Arbeit. 

Freitag, 3. Juni 2011

Rahmenordnung für die Wirtschaft

  1. Die öffentliche Diskussion finde ich eine sehr gute Idee


  2. Sehr geehrte Damen und Herren, die öffentliche Diskussion finde ich eine sehr gute Idee. In manchen Kreisen der Politik und der Wirtschaft hat sicher ein Umdenken eingesetzt, aber meines Erachtens noch nicht gründlich genug. Es ist noch nicht ins allgemeine Bewusstsein gedrungen, dass die Wirtschaft, auch und gerade die internationale Wirtschaft einer rechtlichen Rahmenordnung bedarf. Die Väter der sozialen Marktwirtschaft wie Walter Eucken, Wilhelm Röpke, Alexander Rüstow, Alfred Müller-Armack haben über diese Rahmenordnung intensiv nachgedacht und Leitlinien ausfindig gemacht. Der Markt soll nicht aufgehoben, aber rechtlich gezügelt werden. Eine solche Rechtsordnung bedarf auch eines ethischen Bewusstseins. 
  3. Es muss gefragt werden, welches das Ziel der Wirtschaft ist. Ist das Ziel die Maximierung des Gewinns oder die Versorgung möglichst aller Menschen mit den notwendigen Gütern und Dienstleistungen? Wirtschaft bedarf der Ordnung, und diese findet sie in der Fundierung durch die Ethik und die Ethik bedarf auch der Fundierung durch die Religion. Der Zusammenhang von Recht - Ethik und Religion, ihre wechselseige Interdependenz muss wieder ins Bewusstsein der Menschen gelangen. Davon sind wir aber in unserer Gesellschaft noch weit entfernt. Im Zuge der zunehmnden Säkularisierung in den letzten 50 Jahren ist vieles im Bewußtsein verloren gegangen, was Ende der vierziger und in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts gedanklich erarbeitet und teilweise in der Ädanauer-und Erhard-Ära auch in Politik umgesetzt wurde. Das sind nur einige Anstöße, die sicher ausgebaut und vertieft werden müssten. 

  4. Mit freundlichem Gruß Dr. Manfred Hermanns