Montag, 29. September 2014

Euro bewirkt Unfrieden und Zwietracht

   Der EURO bewirkt Unfrieden und Zwietracht zwischen den Völkern

Leserbrief zu: „Europa muss viel mehr Eulen nach Athen tragen“

Der interessante Artikel „Europa muss viel mehr Eulen nach Athen tragen“ lohnt diskutiert zu werden. Er endet mit dem politischen Wunsch, dass Europa im Zeitalter der Globalisierung ein Global Player sein möge. Das ist ein politisch motivierter Wunsch. Aber politische Wünsche entbehren der Realisierbarkeit, wenn die sozialen, kulturellen und psychischen Voraussetzungen nicht erfüllt sind.
Baier vergleicht Europa mit USA und China. In den USA gibt es eine mehr als 200jährige gemeinsame Geschichte, in China gar eine von tausenden Jahren. Diese gemeinsame Geschichte ist bewusstseins- und mentalitätsprägend. In Europa gibt es kaum ein gemeinsames europäisches Bewusstsein, erst recht keine gemeinsame europäische Mentalität. Der Euro kann dieses Bewusstsein und diese Mentalität nicht erzeugen. Die Wirtschaft mag sich globalisieren, aber andere für viele Menschen emotional wichtigere Lebensbereiche pflegen weiterhin nationale Gefühle und Stimmungen. Im Sport bejubeln die Völker Europas Woche für Woche ihre nationalen Fußball- und Handball-mannschaften, fiebern mit ihren nationalen Biathlon- und Skifahreridolen. Es gibt in Europa anders als in USA und China oder aus in Russland keine europäische Olympiamannschaft, sondern nationale Gefühle werden im europäischen Sport - wie gestern und vorgestern - immer neu entfacht und verlebendigt. Der Euro, der nicht einmal für alle europäischen Staaten, z.B. für Norwegen, Großbritannien und Schweiz, keine gemeinsame Währung ist, soll das nach Vorstellung mancher Politiker in Europa wettmachen.
Entscheidender ist noch die unterschiedliche wirtschaftliche und technische Rationalität zwischen Nord- und Südeuropa, die ihre historischen und soziologisch nachvollziehbaren Gründe hat. Stärkere, rational orientierte Leistungsbereitschaft führt zu stärkerem wirtschaftlichen Erfolg, aber nicht unbedingt zu einem glücklicheren Leben. Die freiere unbeschwertere Lebensart der Südeuropäer hat ihre unbezweifelten Vorteile für die Lebensgestaltung. Mit welchem Recht versuchen Europapolitiker, die Troika und Banken den Südeuropäern, insbesondere den Griechen eine wirtschaftliche Rationalität und eine Staatsräson aufzuzwingen, die ihrem Lebensstil und ihren Denkgewohnheiten nicht gemäß sind? Spricht da nicht politischer Größenwahn oder auch Angst vor einer ungewissen europäischen Zukunft? 
Solidarität und Solidität müssen in Europa im rechten Verhältnis stehen. Europa muss zu seinen politischen Fehlern der jüngsten Vergangenheit stehen. Deshalb muss Griechenland, das sich die Zugehörigkeit zum Euro unredlich erschlichen hat, aber sein Desaster trotzdem nicht allein verschuldet hat, einmal von seiner hohen Schuldenlast befreit werden, dann aber die Eurozone verlassen und zu seiner Drachme zurückkehren, damit das Land nicht ein weiteres Mal durch sein Wirtschaftsgebaren und seinen aufgeblähten Beamtenapparat erneut das übrige Europa belastet. Die gegenwärtige Griechenlandpolitik der europäischen Instanzen ist nichts anderes als Konkursverschleppung und schiebt den unumgänglichen Bankrott nur auf. Es macht keinen Sinn, Länder mit unterschiedlicher Wirtschaftsgestaltung und divergierendem Staatsverständnis auf die Dauer zwanghaft zusammenzuspannen. Das führt nur unnötig zu gesteigerter politischer Unzufriedenheit der Völker in ihrem Binnenbereich und in ihrem Verhältnis zueinander und bewirkt das Gegenteil von Frieden in Europa. Ein künstliches Zusammenhalten der Eurozone schafft gerade kein stabiles Europa. Den Euro zu mehr herauf zu stilisieren als einer vorübergehenden und jederzeit aufhebbaren Währung, ihn zu tabuisieren, führt Europa gerade nicht in die unangezweifelte Stellung eines Global Players, sondern in den Augen der Welt zu einem Möchtegern, der sich immer noch nicht seiner eigenen unterschiedlichen, damit eben gerade reichen Tradition und kulturellen Geschichte bewusst ist.

Professor Dr. Manfred Hermanns